Die besten italienischen Jagdflugzeuge im Zweiten Weltkrieg im Vergleich

Italienische Flugzeugkonstruktion: Ein Blick hinter die Kulissen

Es würde den italienischen Flugzeugkonstrukteuren nicht gerecht, wenn man ihre konstruktiven Leistungen an den Erfolgen ihrer Produkte messen würde.

Denn Flugzeuge bauen – das können die Italiener. Was sie nicht zu Wege bringen, das sind Motoren! Die entscheidende Verbesserung dieses Handicaps wird durch den Import und den Lizenzbau des deutschen Daimler-Benz-DB-601A1-Motors erzielt. Das Ergebnis ist der erste einigermaßen konkurrenzfähige italienische Jäger, die Macchi C.202 „Folgore“.

Mit 595 km/h Höchstgeschwindigkeit kann die wendige „Folgore“ zwar sehr gut mit Hawker „Hurricanes“, P-40 „Kittyhawks“, P-38 „Lightnings“, P-39 „Airacobras“ oder auch Supermarine „Spitfires“ Mk. Vb konkurrieren, mit den neueren Spitfires Mk. VIII oder Mk. IX kann sie es aber ebenso wenig aufnehmen wie mit P-51 B „Mustangs“. Zumal ihre Bewaffnung mehr als dürftig ist (zwei 12.7-mm-Breda-SAFAT-Maschinengewehre und fabrikmäßig zwei 7.7-mm-Breda-SAFAT-Maschinengewehre, die aber meistens ausgebaut werden, da sie gegen gepanzerte Luftziele schon im Jahr 1943 wirkungslos sind). Ab Ende 1941 erscheinen diese Jäger am Himmel, ein Jahr später stellen sie den Löwenanteil der Jagdflugzeuge in der Regia Aeronautica. Zumindest hinsichtlich der Bewaffnung ist ihr die Me 109 G-6 überlegen. In den Anflughöhen der amerikanischen Viermotorigen – 8.000 Meter – ist die „Folgore“ überfordert. Die italienischen, alliierten und deutschen Weiterentwicklungen lassen sie später veralten.

Die Serie 5-Jäger: Vielfalt in der Entwicklung

Mit der Verfügbarkeit des neuen, 375 PS mehr leistenden Daimler-Benz-DB-605-A-1-Motors, von Fiat als RA.1050 R.C.58 „Tifone“ in Lizenz gefertigt, steigen die Erwartungen und auch Möglichkeiten der italienischen Konstrukteure. Entsprechend der letzten Ziffer dieses 1.475 PS starken Triebwerkes werden drei italienische Flugzeughersteller beauftragt, so genannte „Serie 5“-Jäger zu entwickeln.

Einsatz und Lieferungen ab Februar 1943

Macchi C.205 Veltro

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Macchi C.205 „Veltro“

Der Nachfolger der Macchi C.202 „Folgore“ (Blitz) ist die C.205 „Veltro“ (Windhund). Die Veltro ist ein potenter Jäger, doch hat sie – ähnlich der Folgore und auch deutschen Konstruktionen – relativ kleine Tragflächen. Dies vermindert den Luftwiderstand, bewirkt aber eine hohe Tragflächenbelastung. Das wiederum führt dazu, dass ihre in mittleren Höhen sehr guten Leistungen in den höheren Kampfzonen ebenso deutlich nachlassen, wie dies bei einer Folgore der Fall ist – oder einer Focke-Wulf 190.

Immerhin ist die Macchi C.205 mit zwei italienischen 12.7-mm-Breda-SAFAT-Maschinengewehren in der Motorhaube und zwei deutschen 20-mm-Kanonen (MG 151/20) in den Tragflächenwurzeln endlich konkurrenzfähig bewaffnet. Dieser Flugzeugtyp wird ab Februar 1943 ausgeliefert und von der Regia Aeronautica gemeinsam mit der C.202 „Folgore“ in denselben Staffeln benutzt.

Zum Zeitpunkt des italienischen Bündnisabfalls hat die Regia Aeronautica 177 Maschinen ausgeliefert erhalten – ganze 66 sind am 8. September 1943 noch einsatzfähig. 

Die Piloten dieser 642 km/h schnellen Jagdflugzeuge schlagen sich achtbar – von „erfolgreich“ zu sprechen, wäre allerdings beschönigend! So, wie auch die italienischen Abschussmeldungen häufig allenfalls Beschädigungen darstellen, jedenfalls oft in auffallendem Missverhältnis zu den dokumentierten alliierten Verlusten stehen.

Zwei Beispiele seien hier genannt. Am 20. April 1943 greift 35 Kilometer westlich der Insel Pantelleria eine italienische Formation aus 24 Macchi C.205 „Veltro“ und neun Macchi C.202 „Folgore“ der 1° Stormo eine tiefer fliegende Formation an Spitfires der 1, 92, 417 und 601 Squadron an. Es handelt sich überwiegend um Spitfires des Typs Mk. Vb, einige davon sind jedoch bereits modernere Varianten (Mk. VIII und MK. IX).

Luftkampf Macchis gegen Spitfires

Die 33 Macchis jagen vorteilhaft aus der Überhöhung heran – und übersehen dabei die noch weiter über ihnen lauernde Höhendeckung der Briten und Südafrikaner. Die Polen der 145 Squadron stürzen sich prompt ihrerseits von oben auf die Italiener, die nun unverhofft etwa 60 Gegner zu bewältigen haben. Im Ergebnis behaupten die Macchi-Piloten, 15 Spitfires abgeschossen zu haben, während die Gegenseite elf Macchis heruntergeholt haben will.

Tatsächlich geht nicht eine einzige Spitfire wirklich verloren, und auch die Italiener beklagen nur drei Verluste.

Nicht viel besser ist die Übereinstimmung der „claims“ am 2. August 1943, als ein amerikanisches PBY „Catalina“-Flugboot nahe Sardinien nach abgeschossenen alliierten Piloten sucht. Das Flugboot wird auf der Wasseroberfläche von den italienischen Piloten der 51° Stormo überrascht. Doch so einfach ist es nicht – die Amerikaner haben immerhin zwölf P-38 „Lightnings” als Begleitschutz dabei. 

Die Lightnings wehren sich und reklamieren drei sichere Abschüsse an italienischen Macchi C.202 beziehungsweise C.205. Nun – es ist nur eine einzige C.202 „Folgore”, die nicht mehr zurückkehrt. Dafür „schießen“ die Italiener alle zwölf Lightnings ins Mittelmeer und „versenken” das Flugboot. Die Amerikaner beklagen in der Tat ihre Catalina. Zu dem Zeitpunkt wissen sie bereits, dass deren Besatzung mit Ausnahme eines Gefallenen von einem flinken britischen Schiff gerettet wurde, als sämtliche zwölf P-38 „Lightnings” wieder auf ihrem Flugfeld landen …

Reggiane Re.2005 “Sagittario”: Ein raffiniertes Jagdflugzeug

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Reggiane Re.2005 „Sagittario“

Die Reggiane Re.2005 „Sagittario“ (Bogenschütze) wird nur in 48 Exemplaren hergestellt. Das ist insofern bedauerlich, als es sich um ein interessantes und recht leistungsfähiges Jagdflugzeug handelt. Es hat seine Feuertaufe am 2. April 1943 – und es bewährt sich ziemlich gut!

Die Re.2005 hat ein ausgesprochen raffiniertes teil-elliptisches Tragflächendesign und einen recht kleinen Hinterrumpf. Allerdings ist die Struktur der Zelle nicht allzu robust. Das Jagdflugzeug ist sehr gut bewaffnet und besitzt zwei italienische 12.7-mm-Breda-SAFAT-Maschinengewehre in der Motorhaube, zwei deutsche MG 151/20-Kanonen des Kalibers 20 mm in den Tragflächen und eine dritte Kanone dieser Art, welche wie in der Messerschmitt Bf 109 durch die Motornabe feuert. Der Munitionsvorrat für diese Waffen ist aber auf Grund des relativ kleinen Rumpfes etwas begrenzt.

Auf Grund der größeren Tragflächen besitzt die Sagittario ganz erheblich bessere Höhenleistungen als ihr Gegenstück aus dem Hause Macchi, die C.205 „Veltro“. Die 678 km/h schnellen Reggiane-Jäger stellen ihre Fähigkeiten bei Abfangeinsätzen gegen viermotorige Consolidated B-24 „Liberator“-Bomber der Amerikaner über Neapel höchst respektabel unter Beweis.

Nur einen Nachteil hat dieser Entwurf. Er ist so verspielt und daher sündhaft teuer in der Produktion, dass an eine Serienfertigung unter den Bedingungen des Jahres 1944 nicht mehr zu denken ist.

Fiat G.55 “Centauro”: Ein ausgewogener Vorschlag

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Fiat G.55 „Centauro“

Bleibt die „dritte im Bunde“ der „Serie 5“ – Jagdflugzeuge. Es ist eine Konstruktion aus dem Hause Fiat, die G.55 „Centauro“ (Zentaur). Sie ist vielleicht der ausgewogenste Vorschlag jener drei, obwohl ihre Höchstgeschwindigkeit mit 619 km/h den schlechtesten Wert aufweist.

Dafür hat dieser Jäger Flugeigenschaften, die begeisternd sind. Das „Handling“ dieser Maschine ist ebenso faszinierend wie jenes der deutschen Focke-Wulf 190. Die Focke-Wulf hat aber bei ansonsten geradezu genialer Abstimmung aller Steuerorgane und generell herrlicher Manövrierbarkeit einen einzigen Schwachpunkt: beim Überziehen in einer zu eng gezogenen Kurve kippt ihre Tragflächenneigung ohne die geringste Vorwarnung abrupt auf die Gegenseite und reißt das Flugzeug unweigerlich ins Trudeln, wenn dies nicht durch eine höchst versierte blitzartige Gegenreaktion des Piloten abgefangen wird. Im Gegensatz dazu schüttelt sich die ansonsten wesentlich gröber, unhomogener abgestimmte, geradezu nervös fliegende Messerschmitt Bf 109 beim Überziehen lediglich durch und fährt vollautomatisch ihre Vorflügel aus – sonst passiert nicht viel, anders als in der „190“. Genau deswegen ist die Focke-Wulf einer Spitfire oder auch Mustang in horizontal geflogenen Messerkurven – und nur dort – an Manövrierbarkeit erheblich unterlegen, denn der deutsche Pilot sollte sich hüten, den engen Kurvenradius seines Gegners nachzuvollziehen. Das müsste er aber, um diesem zu entkommen! Einem Kontrahenten, welcher ihn somit leicht auskurven kann, wenn der deutsche Pilot nicht steigt oder stürzt. Das ist bei allen unbestreitbaren Vorzügen dieses Jägers ein gefährlicher Nachteil.

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Fiat G.55 der 2a Squadriglia der II° Gruppo Caccia in der Aeronautica Nazionale Repubblicana

Eine Schwäche, die sich die Fiat G.55 „Centauro“ nicht leistet. Im Februar 1943 interessiert sich das deutsche Reichsluftfahrtministerium für die neuen italienischen Jagdflugzeuge und organisiert umfangreiche Tests in Guidonia/Italien in Gegenwart deutscher Flugzeugbaumeister, Techniker und Luftwaffen-Offiziere. Es werden Vergleichsflüge durchgeführt mit simulierten Luftkämpfen gegen eine deutsche Focke-Wulf 190 A-5 und eine Messerschmitt Bf 109 G-4.

Das Ergebnis ist bemerkenswert. Dass die typischen italienischen Modelle in niedrigen Höhen gut mithalten können, überrascht niemanden. Weiter oben „fliegt“ die Macchi C.205 dann auch prompt aus dem Rennen. Anders als die Reggiane Re.2005, die auch in der Höhe überzeugt. Doch überrascht ist die deutsche Testkommission von der Fiat G.55, die gerade in oberen Regionen ihre Stärken hat, dafür allerdings „weiter unten“ weniger gut abschneidet – was offenbar nicht negativ gewertet wird.

Die Centauro kann es auch in großen Höhen mit ihren deutschen Gegenstücken aufnehmen. Gleichzeitig ist sie wendig, fantastisch zu fliegen und gut bewaffnet. Wie die Reggiane Re.2005 besitzt die Fiat G.55 zwei 12.7-mm-Breda-SAFAT-Maschinengewehre über dem deutschen Zwölfzylinder-Lizenz-Motor Daimler-Benz DB 605 A-1 (Fiat als RA.1050 R.C.58 „Tifone“) mit 1.475 PS (1.085 kW). Ferner trägt der Jäger drei MG 151/20-Kanonen, wobei einer der 20-mm-Läufe durch die Propellernabe feuert, die beiden anderen in den Tragflächen montiert sind. 

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Fiat G.55 „Centauro“ – italienisches Mode-Design

Allerdings sind die deutschen Jagdflieger selbst offenbar nicht so angetan von der Centauro wie die Kommission. Im Kriegstagebuch des Stabes des JG 77 vom 27. Mai 1944 heißt es: „Vorführung vor der Flotte … Macchi gegen Jäger gutes Flugzeug, Fiat G 55 ein müdes Schiff. Trotzdem läuft Macchi aus und G.55 wird weitergebaut!“ 

Dabei muss in Relation zu der nachstehend abgebildeten Tabelle klargestellt werden, dass die Vergleichsflüge im Jahre 1943 gegen die deutschen Modelle Focke-Wulf 190 A-5 und Messerschmitt Bf 109 G-4 stattfinden. Erstere hat eine Höchstgeschwindigkeit von 681 km/h, Letztere von 653 km/h, aber jeweils nur kurzzeitig mit Notleistung, sodass sich die Fiat G.55 mit ihren 619 km/h gegen 616 km/h der Me 109 G-4 ohne GM-1-Zusatz auch in dieser Hinsicht keine Blöße leistet. Für den späteren Einsatz der Centauro in der Aeronautica Nazionale Repubblicana (ANR) in den Jahren 1944 und 1945 sind jedoch eher die in der Tabelle gelisteten Gegner und Konkurrenten relevant und daher zum Leistungsvergleich auch so ausgewählt.

tabelle 1

Italienische Jagdflugzeuge

tabelle 2
tabelle 3
tabelle 4

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