Focke-Wulf Ta 152 und Hawker Tempest Mk.V. Vielleicht die besten Kolbenmotor-Jagdflugzeuge in Europa im Zweiten Weltkrieg
Das tödliche Vergleichsfliegen der modernsten alliierten und deutschen Kolbenmotorjägerkonstruktion:
Als im Herbst 1941 die ersten Focke-Wulf 190 A-1 an der Kanalküste erscheinen, sind sie dem damaligen Standardjäger der britischen Royal Air Force, der Supermarine „Spitfire“ Mk. Vb, in jeder Hinsicht weit überlegen. Die rasanten Erfolge des in England bald respektvoll „Butcher Bird“ (Schlächtervogel) genannten Jagdflugzeuges sind ein gewaltiger Schock für die Briten.
Mit der wesentlich verbesserten Version der Spitfire, der Mk. IX, ändert sich das wieder zu Gunsten der Engländer. Anfang des Jahres 1944 sind die deutschen Me 109 G-6 und Focke Wulf 190 A-8 inzwischen sowohl zahlenmäßig als auch technisch den alliierten Widersachern unterlegen, im Westen und zunehmend im Osten.
Die im Frühjahr 1944 auftauchenden amerikanischen North American P-51 „Mustang“und die ab Sommer 1944 noch mal verbesserten Spitfire Mk. XIV sind spürbar schneller und manövrierfähiger als die deutschen Jagdflugzeuge. Als im Juni 1944 auch noch die brandneue Hawker „Tempest“ Mk. V am Himmel über Deutschland erscheint, ist die Überlegenheit der britischen und amerikanischen Jagdflieger vollkommen. Auch die Sowjets haben mit der Weiterentwicklung der Yak-9 zur Yak-3 und der Verbesserung der La-5 zur La-7 zwei brillante und unterhalb 5.000 Meter potentere, agilere Jäger.
Die britische Hawker „Tempest“ ist ein exzellentes, pfeilschnelles und sehr manövrierfähiges, zudem gut bewaffnetes Jagdflugzeug. Sie ist in mancherlei Hinsicht vielleicht der beste alliierte Jäger des Zweiten Weltkrieges, wertet man die Parameter in allen Höhen (auch über 5.000 m).
Der technische Vorsprung der Alliierten wird erst ab Oktober 1944 wieder annähernd ausgeglichen mit der Weiterentwicklung der Messerschmitt Bf 109 von der G-14/G-10 zur K-4 und vor allem der letzten Variante der Focke-Wulf 190, der D-9 „Langnase“.
Mit dem Düsenjet Me 262 werfen die Deutschen schließlich Ende 1944 noch einmal ein revolutionäres, technisch nun wieder haushoch überlegenes Flugzeug in den Kampf. Aber es sind viel zu wenige, und sie kommen viel zu spät.
Doch auch auf dem Sektor der herkömmlich propeller-getriebenen Kolbenmotorjagdflugzeuge gelingt es dem deutschen Ingenieur Kurt Tank noch einmal, eine den gegnerischen Flugzeugtypen überlegene Maschine serienreif zu bekommen und an die Luftwaffe auszuliefern. Es sind nur eine „Handvoll“, und sie kommen nur noch in den letzten Wochen des Krieges zum Einsatz.
Doch die Focke-Wulf Ta 152 sind wohl die besten Kolbenmotor-Jäger, die jemals im Kampf geflogen wurden! Der Zufall will es, dass der Konstrukteur dieser fantastischen Maschine bei einem Testflug höchstpersönlich einer Horde der allgegenwärtigen P-51 D „Mustangs“ in die Arme fliegt. Die US-Piloten, im selbstbewussten Gefühl, das beste amerikanische Jagdflugzeug auf dem europäischen Kriegsschauplatz zu fliegen, stürzen sich sofort auf den einsamen deutschen Gegner – eine leichte Beute, wie es scheint.
Kurt Tank sieht die Angreifer und gibt ganz einfach Vollgas! Er entkommt völlig mühelos.
14. April 1945
Ein denkwürdiger Luftkampf am 14. April 1945 gibt Aufschluss über die fliegerischen Qualitäten der beiden möglicherweise besten propellergetriebenen Jagdflugzeuge des Zweiten Weltkrieges auf dem europäischen Kriegsschauplatz. Natürlich muss man die Qualifikation der beiden beteiligten Piloten mit in die Betrachtung einbeziehen. Auf deutscher Seite ist ein langjähriger, versierter Jagdflieger der Gegner eines neuseeländischen Piloten. Die alliierten Flugzeugführer waren allerdings zu diesem Zeitpunkt sehr gut ausgebildet und verfügten ebenfalls über hohe fliegerische Erfahrung. Dieser Aspekt mag bei dem nachstehend geschilderten Luftkampf also eine untergeordnete Rolle spielen.
Es verbleiben dann die für die Frage der konstruktiven Fähigkeiten der Flugzeuge an sich die fliegerischen Qualitäten der Jagdflugzeuge. Diese scheinen zumindest den folgenden Luftkampf entschieden zu haben. Oberfeldwebel Willi Reschke beschreibt seinen ersten Abschuss mit einer Ta 152 so:
“Nun steht es ‚Zwei gegen Zwei’, als der Luftkampf in Baumwipfelhöhe beginnt. Wir kennen die Tempest als sehr schnelles Jagdflugzeug, mit welchem die Briten es geschafft hatten, unsere V1-Raketen zu jagen und abzuschießen. Doch hier, in einem Kampf, der nie höher als 50 Meter über Grund gefochten wird, würde Geschwindigkeit keine so große Rolle spielen. Entscheidend würde die Fähigkeit der Maschine sein, den Gegner auszukurven. Ich nähere mich meinem Gegner, als dieser von einem Tiefangriff hochzieht, und greife aus einer Linkskurve heraus an.
Beide Piloten realisieren vom ersten Moment an, dass es ein kompromissloser Zweikampf auf Leben und Tod sein würde, und nützen jeden fliegerischen Trick und taktischen Kniff, über den sie verfügen, um die Oberhand zu gewinnen. In dieser Flughöhe darf sich keiner von beiden auch nur den geringsten Fehler leisten. Und zum ersten Male – seit ich die Ta 152 fliege – fange ich an, in vollem Umfang einschätzen zu können, was dieses fantastische Flugzeug zu leisten in der Lage ist!
In immer schärferen Kurven komme ich enger und enger an die Tempest heran, ohne jemals das Gefühl zu haben, auch nur in die Nähe der technischen Grenzen meiner Ta 152 zu kommen. Um aus meiner Schusslinie zu kommen, ist der Tempest-Pilot gezwungen, immer gefährlichere Ausweichmanöver zu fliegen. Als er schließlich auf die andere Fläche kippt, weiß ich, dass sein letzter Versuch, enger als ich und damit hinter mich zu kurven, fehlgeschlagen war.
Der erste Feuerstoß meiner Ta 152 trifft die Tempest am Heck und am Seitenleitwerk. Das Feindflugzeug wird erkennbar durchgeschüttelt. Vermutlich auf Grund einer instinktiven Reaktion reißt der Tempest-Pilot sein Flugzeug in eine Steuerbord-Kurve, was mir eine eher noch bessere Schussposition bietet und mich noch mehr in Vorteil bringt.
Nun gibt es für die Tempest kein Entrinnen mehr. Ich drücke ein zweites Mal auf den Auslöser meiner Bordwaffen – doch nach wenigen Feuerstößen schweigen meine Waffen und weigern sich trotz all meiner Versuche, sie klar zu bekommen, auch nur einen einzigen weiteren Schuss abzugeben. Ich weiß nicht mehr, wen und was ich alles verfluche. Aber glücklicherweise bemerkt der Tempest-Pilot meine prekäre Lage nicht, da er bereits Treffer erhalten hatte.
Stattdessen zwingt er weiterhin verzweifelt sein Flugzeug in wilde Kurven und Ausweichmanöver, während ich immer so hinter ihm bleibe, dass er mich sehen kann. Schließlich – und wohl unausweichlich – überzieht er sein Flugzeug. Die linke Tragfläche der Tempest kippt ab und er zerschellt in den Bäumen unmittelbar unter uns.“
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