So werden historische Luftschlachten von Hollywood verpfuscht
Es ist immer wieder faszinierend, mit welcher Ignoranz und Nonchalance selbst höchst renommierte Regisseure über historische Details hinweggehen, obwohl es ein Leichtes sein müsste, sich kompetent zu informieren und die aus einem Minimum an geschichtlicher Sorgfalt resultierenden Erkenntnisse dann filmisch auch korrekt umzusetzen.
Ein in dieser Hinsicht eher positives Beispiel ist der legendäre Film “Luftschlacht um England” des Regisseurs Guy Hamilton aus dem Jahr 1969. Dieser Film entstand allerdings unter der Beratung keines Geringeren als Adolf Galland, ehemaliger General der Jagdflieger der Luftwaffe. Dies scheint sich sowohl auf die richtige Darstellung der historischen Abläufe als auch auf die Detailtreue wohltuend und nachhaltig ausgewirkt zu haben.
»Luftschlacht um England«
Regisseur: Guy Hamilton, aus dem Jahr 1969
Damals gab es die heutige Tricktechnik noch nicht. Da zu dem Zeitpunkt noch keine den Krieg überlebenden flugfähigen Messerschmitt Bf 109 des im fraglichen Kriegsjahr 1940 verwendeten Subtyps E verfügbar waren, musste Guy Hamilton auf die in Spanien nach dem Krieg in Lizenz weiter gefertigten HA-1112-M1L “Buchon” zurückgreifen, die noch flugfähig zur Verfügung standen. Das waren zwar ursprünglich Messerschmitt Bf 109 gewesen, allerdings hatte dies inzwischen einen optischen Haken. Denn die spanische Luftwaffe konnte nach dem Zusammenbruch der deutschen Rüstungsindustrie im Zuge der deutschen Kapitulation ab Mai 1945 nicht mehr auf die originalen Ersatzteile der Daimler-Benz-Flugmotoren zurückgreifen und rüstete ihre Messerschmitt Bf 109 daher mit dem britischen Rolls-Royce-Merlin-Motor aus, der der Supermarine Spitfire ihren charakteristischen “Bauch” verlieh. Das machte aus der ursprünglich rassig schlanken “Me 109” etwas, was viele deutsche Jagdflieger als eine entstellte “Missgeburt” betrachteten. Mein eigener Vater, der die “Me 109” geflogen hatte, drehte sich beim Anblick einer “Buchon” auf einer Flugshow angewidert um und verließ den Platz mit den Worten: “das da ist alles, bloß keine Me 109 !”. Womit er Recht hatte.
Die nun als “Me 109” dargestellten Jagdflugzeuge im Film “Luftschlacht um England” hatten somit einen drastisch veränderten Vorderrumpf und eine Vierblattluftschraube. Die originale Messerschmitt Bf 109 E verwendete aber – neben dem viel schlankeren Vorderrumpf – eine Dreiblattluftschraube, ebenso wie die zeitgenössischen Supermarine Spitfire Mk.I. Obwohl im Kinofilm sowohl Spitfires als auch Ha-1112 mit der historisch falschen Vierblattluftschraube bei den Luftaufnahmen verwendet wurden, was naturgemäß bei drehendem Propeller kaum zu erkennen ist, machte sich das Filmteam Guy Hamiltons immerhin die Mühe, für die Bodenaufnahmen die Luftschrauben gegen die Dreiblattvariante auszutauschen. Denn dort wäre der Fehler sofort aufgefallen. Zumindest jedem einigermaßen kundigen Zuschauer. Dies ist eine höchst achtbare Detailgenauigkeit. Um das vorwegzunehmen: Michael Bay hatte keine Hemmungen, solche für ihn offenbar “unwesentlichen” Details zu missachten.
Beispielfotos:
Wie in der Momentaufnahme zu sehen ist, hat sowohl die fliehende Spitfire als auch die verfolgende Messerschmitt Bf 109 eine Vierblattluftschraube, welche die Originalflugzeuge im Jahre 1940 nicht besaßen. Im Film ist dies allerdings so gut wie nicht zu erkennen und daher vernachlässigbar.
Auch auf folgenden Bildern ist dies sichtbar:
Für die diesbezüglich verräterischen Bodenaufnahmen wird dieser “Fehler” allerdings erfreulicherweise dann akribisch korrigiert:
Etwas kritisch muss allerdings angemerkt werden, dass weder das offenbar fiktive Wappen auf der “Messerschmitt” einem real existierenden Jagdgeschwader zuzuordnen ist, noch der Code »CD« auf dem Rumpf der Spitfire irgendeiner Royal Air Force Squadron entspricht. Man Vergleiche hierzu den link: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_RAF_squadron_codes
»Memphis Belle«
Regisseur: Michael Caton-Jones, aus dem Jahr 1990
Auch hier handelt es sich um einen Film, bei welchem beachtliche Sorgfalt an den Tag gelegt wurde. Dennoch hat sich der Regisseur offenbar aus dramaturgischen Gründen einige historische Ungereimtheiten erlaubt.
Die im Film dargestellte, real existierende Boeing B-17 F-10-BO mit der Produktionsnummer 41-24485 aus der 324th Bomb Squadron/91st Bomb Group mit dem Spitznamen „Memphis Belle“ flog diese Einsätze:
- am 7. November 1942 – U-Boot-Bunker bei Brest, Frankreich
- am 9. November 1942 – U-Boot-Bunker bei St. Nazaire, Frankreich
- am 17. November 1942 – U-Boot-Bunker bei St. Nazaire, Frankreich
- am 6. Dezember 1942 – Lokomotivfabrik bei Lille, Frankreich
- am 20. Dezember 1942 – Flugplatz bei Romilly-sur-Seine, Frankreich
- am 30. Dezember 1942 – U-Boot-Bunker bei Lorient, Frankreich
- am 3. Januar 1943 – U-Boot-Bunker bei St. Nazaire, Frankreich
- am 13. Januar 1943 – Rangierbahnhof bei Lille, Frankreich
- am 23. Januar 1943 – U-Boot-Bunker bei Lorient, Frankreich
- am 14. Februar 1943 – Eisenbahnzentrum bei Hamm, Deutschland
- am 16. Februar 1943 – U-Boot-Bunker bei St. Nazaire, Frankreich
- am 6. März 1943 – U-Boot-Bunker bei Lorient, Frankreich
- am 12. März 1943 – Bahnhof bei Rouen, Frankreich
- am 13. März 1943 – Flugplatz bei Abbeville, Frankreich
- am 22. März 1943 – Marinebasis bei Wilhelmshaven, Deutschland
- am 28. März 1943 – Eisenbahnzentrum bei Rouen, Frankreich
- am 31. März 1943 – Hafen Rotterdam, Niederlande
- am 16. April 1943 – U-Boot-Bunker bei Lorient, Frankreich
- am 17. April 1943 – Flugzeugfabrik (Focke Wulf) bei Bremen, Deutschland
- am 01. Mai 1943 – U-Boot-Bunker bei St. Nazaire, Frankreich
- am 13. Mai 1943 – Flugzeugfabrik bei Méaulte, Frankreich
- am 14. Mai 1943 – Hafen Kiel, Deutschland
- am 15. Mai 1943 – Marineanlagen und Flugplätze auf Helgoland, Deutschland
- am 17. Mai 1943 – U-Boot-Bunker bei Lorient, Frankreich
- am 19. Mai 1943 – Motorenfabrik in Kiel, Deutschland
Der im Spielfilm beschriebene Angriff gegen die Focke-Wulf-Flugzeugwerke in Bremen war also nicht, wie im Film dargestellt, der 25. und damit letzte Einsatz der Crew, sondern erst ihre 19. Mission.
Der Film wurde – ähnlich wie “Luftschlacht um England” – ohne die heutige Tricktechnik mit Originalflugzeugen gedreht. Der bekannte deutsche Pilot Walter Eichhorn flog damals eines der gezeigten Jagdflugzeuge für die Filmaufnahmen und berichtete dem Autor persönlich von den teilweise “haarigen” Dreharbeiten, die ein hohes fliegerisches Können erforderten und vor allem bei Frontalangriffen durchaus höchst gefährlich waren, was die Gefahr von Zusammenstößen betrifft (siehe nachstehendes Foto, in welchem vier P-51 D “Mustangs” mit weißen Streifen an den Tragflächen angreifenden Messerschmitt Bf 109 “head-on” entgegenfliegen). Die Luftaufnahmen wurden von einer zweimotorigen North American B-25 heraus gefilmt.
Folgende Fehler finden sich:
- Im Film fliegt die besagte Boeing B-17 ihren fünfundzwanzigsten und angeblich letzten Einsatz gegen die Focke-Wulf-Werke in Bremen. Dieser Angriff wird vom Autor in seinem Buch ab Seite 264 eingehend beschrieben. Er fand jedoch am April 1943 statt und war beileibe nicht der letzte Einsatz der “Memphis Belle”.
- Ferner war die “Memphis Belle” nicht die erste B-17, deren Besatzung 25 Einsätze überlebte. Diesen Rekord darf die B-17 F-25-BO N° 41-24577 „Hell’s Angels“ der 358th Bomb Squadron/303rd Bomb Group unter Captain Irl Baldwin beanspruchen, welche am Mai 1943 glücklich ihr „Soll“ erfüllt hat.
- Die “Memphis Belle” wurde in der Tat mehrfach schwer beschädigt, bei einem Einsatz wurde ihr auch – wie im Film gezeigt – tatsächlich das halbe Seitenleitwerk weggeschossen. Allerdings war dies der 9. Einsatz am Januar 1943 gegen die U-Boot-Bunker in Lorient und weder ihre letzte Mission gegen Kiel am 19. Mai 1943 noch der Angriff gegen Bremen am 17. April 1943, den das Flugzeug heil überstand.
- Auch dieses Mal kommen als Ersatz für echte deutsche Messerschmitt Bf 109 G-1/G-2 spanische Ha-1112 “Buchon” zum Einsatz, was aber in den rasanten Luftaufnahmen praktisch nicht zu erkennen ist. Somit ist der Kameraführung Anerkennung zu zollen. Nachstehender Screenshot beweist es:
- Was aber durchaus mit geschultem Auge auffällt, ist, dass öfter Zweier-Rotten deutscher Jäger durch die Bomberformationen fegen, deren vorderstes Flugzeug als Messerschmitt Bf 109 identifizierbar ist, dicht gefolgt von einer P-51 D “Mustang”. Diese hat durchaus eine eindeutig sichtbar andere Form als die Messerschmitt, die sie offenbar vortäuschen soll, denn es sind in diesen Filmszenen im Zusammenhang keine Verfolgungsjagden (P-51 D verfolgt Bf 109, was ja denkbar wäre) dargestellt.
- Der größte inhaltliche Fehler ist aber überhaupt das Zeigen von amerikanischen Begleitjägern des Typs North American P-51 D “Mustang”. Dieses amerikanische Jagdflugzeug stand erst im Jahr 1944 zur Verfügung, in der gezeigten Version D erst im Mai 1944, also über ein Jahr nach dem gezeigten angeblichen Einsatz der “Memphis Belle” im April 1943. Zu diesem Zeitpunkt wurden die US-Bomber noch überwiegend von britischen Supermarine Spitfires gedeckt, deren Reichweite allerdings bestenfalls bis Antwerpen ausreichte.
»Pearl Harbor«
Regisseur: Michael Bay, aus dem Jahr 2001
In diesem spektakulären Film meldet sich der Titelheld, der US-Jagdflieger Captain Rafe McCawley, zu Beginn des Jahres 1941 freiwillig zur aus Amerikanern bestehenden “Eagle-Squadron” der britischen Royal Air Force (RAF). De facto gab es drei “Eagle-Squadrons” der RAF.
Die erste “Eagle-Squadron” ist die 71 Squadron, Code »XR«, einsatzfähig ab 5. Februar 1941.
Gemäß Wikipedia flog die 71 Squadron folgende Flugzeugtypen:
Nov 1940 – May 1941 | Hawker Hurricane | Mk.I |
Apr 1941 – Aug 1941 | Hawker Hurricane | Mk.IIB |
Aug 1941 – Sep 1941 | Supermarine Spitfire | Mk.IIA |
Sep 1941 – Sep 1942 | Supermarine Spitfire | Mk.Vb |
Die zweite “Eagle-Squadron” ist die 121 Squadron, Code »AV«, einsatzfähig ab 14. Mai 1941.
Gemäß Wikipedia flog die 121 Squadron folgende Flugzeugtypen:
May 1941 – Jul 1941 | Hawker Hurricane | Mk.I |
Jul 1941 – Nov 1941 | Hawker Hurricane | Mk.IIb |
Oct 1941 – Nov 1941 | Supermarine Spitfire | Mk.IIa |
Nov 1941 – Sep 1942 | Supermarine Spitfire | Mk.Vb |
Die dritte “Eagle-Squadron” ist die 133 Squadron, Code »MD«, einsatzfähig ab Juli 1941.
Gemäß Wikipedia flog die 133 Squadron folgende Flugzeugtypen:
Jul 1941 – Oct 1941 | Hawker Hurricane | Mk.IIb |
Oct 1941 – 1942 | Supermarine Spitfire | MK.IIa |
1942 – 1942 (early) | Supermarine Spitfire | MK.Va/Vb |
1942 – 1942 (later) | Supermarine Spitfire | MK.IX |
Wie sieht es hier also mit der historischen Detailtreue aus? Der fragliche Zeitraum, an dem sich der Filmheld Captain Rafe McCawley bei seiner angeblichen “Eagle Squadron” vorstellt, geht aus dem Film hervor. Denn an der Stelle 0:49:06 nach seinem vermeintlichen Tod durch Abschuss ist davon die Rede, es sei nun “Juli 1941″. Seine Einsätze im Dienst der Royal Air Force muss der Filmheld somit vorher geflogen sein.
Die 133 Squadron, Code »MD«, einsatzfähig ab Juli 1941, scheidet somit aus. Die beiden anderen “Eagle Squadrons” flogen aber bis zum Juli 1941 gar nicht die im Film gezeigten Supermarine Spitfires, sondern das Jagdflugzeug Hawker Hurricane!
Das hindert den Regisseur allerdings nicht daran, den Filmheld in eine Spitfire steigen zu lassen. Zeitgenössisch richtig, wenn auch zu keiner “Eagle Squadron” passend, wäre für den Frühsommer des Jahres 1941 der überwiegend verwendete Subtyp Spitfire Mk.II.
Wie man deutlich sehen kann, verwendet dieser Typ eine Dreiblattluftschraube und, erkennbar an den roten Feldern an den Tragflächen, eine Bewaffnung von acht Maschinengewehren. Er besitzt, von der seltenen Version Mk.IIb abgesehen, keine Kanonen!
Dies ändert sich mit der Spitfire Mk.V, die überwiegend in der Version Vb produziert wurde, welche zwei Kanonen und vier Maschinengewehre als Bewaffnung trug. Die Spitfire Mk.V wurden seit Februar 1941 ausgeliefert, sodass diese Variante im fraglichen Einsatzzeitraum des Captain Rafe McCawley prinzipiell plausibel wäre, wenn auch bei weitem weniger wahrscheinlich als die Version Mk.IIa. Durch die beiden Kanonen ist die Spitfire Mk.Vb recht gut von der Spitfire Mk.IIa zu unterscheiden (weniger leicht von der seltenen Version Mk.IIb).
Auch diese Version der Spitfire hat einen Dreiblattpropeller, was sie eindeutig von der unten abgebildeten, ab Juli 1942 eingesetzten Spitfire Mk.IX unterschied.
Nun, was sehen wir im Hollywood-Film?
- Bei den gezeigten Jagdflugzeugen handelt es sich um Spitfire Mk.IX mit Vierblattluftschraube, die Mitte 1941 noch gar nicht verfügbar waren.
- Selbst die relativ ähnlichen, in der Luft kaum unterscheidbaren Spitfire Mk.Vb mit Dreiblattpropeller wären zu dem Zeitpunkt zwar prinzipiell möglich, aber ziemlich unwahrscheinlich die Ausnahme.
- In jedem Fall waren sämtliche “Eagle Squadrons” zu dem Zeitpunkt aber noch mit der Hawker Hurricane ausgerüstet!
- Die im Film dargestellten Flugzeuge tragen den Code »RF« auf den Rümpfen, was zu der aus polnischen Freiwilligen bestehenden 303 Squadron gehört und keinesfalls zu einer der “Eagle Squadrons”, bei welcher sich Rafe McCawley angeblich vorstellt. Mit seinen muttersprachlichen Englischkenntnissen hätte man ihn vielleicht auch einer britischen Squadron der Royal Air Force zuteilen können. Aber ausgerechnet einer polnischen? Wer in aller Welt hat sich das denn ausgedacht?
- Zwei der Flugzeuge tragen zu allem Überfluss den selben Individualcode »M«, was gänzlich unmöglich ist! Einen Individualcode gibt es grundsätzlich pro Squadron oder Staffel nur einmal!
- Und zudem treten die Spitfires im Film gegen Messerschmitt Bf 109 des Subtyps “E” an, welche immerhin extrem clever – das muss man anerkennen – filmisch und optisch so korrekt dargestellt werden, dass man sie zumindest nicht als HA-1112 erkennen kann, falls man für die Filmaufnahmen doch solche verwendet haben sollte und nicht “echte” Bf 109 E. Doch bedauerlicherweise ist auch die “Me 109 E” historisch falsch, da die Luftwaffe an der Kanalküste im Frühsommer 1941 längst auf das Nachfolgemodell Messerschmitt Bf 109 des Subtyps “F” umgerüstet worden war.
Ohne überheblich wirken zu wollen, erlaubt sich der Autor die Anmerkung, dass derartige Details mit Leichtigkeit zu recherchieren sind, zumal heutzutage im Zeitalter des Internets, Wikipedia (was auch nicht immer stimmt) und Google.
Filmszenen
Man beachte die beiden Pfeile, die auf Ausbuchtungen des Rumpfes zeigen. Diese sind für eine spanische HA-1112 charakteristisch, während die Messerschmitt Bf 109 diese Verformungen nicht besitzt.
Hier ein perfekter Vergleich zwischen einer “Fake-Bf-109” (spanische HA-1112 “Buchon”, oben) und der rassigen echten Messerschmitt Bf 109 G-2 (unten), äußerlich sehr ähnlich einer F-4.
»Dunkirk«
Regisseur Christopher Nolan, aus dem Jahr 2017
Nun ja. Auch hier kommt der Regisseur trotz zeitgenössischer Tricktechnik und in der Zwischenzeit in den USA einer flugfähigen Original-Messerschmitt Bf 109 E-3 nicht um die Verwendung der “Missgeburt” herum …
United States
Airworthy
- Bf 109 E-3 1342 (N342FH), ex-6./JG 51 “Yellow 8” (Pilot: Eduard Hemmerling) – crashed: 29 July 1940, Yellow 8 , Flying Heritage Collection, Everett, Washington.[81]
- Auch hier werden die Luftkämpfe gekonnt in Szene gesetzt, und man benötigt wohl ein geschultes Auge, bei der Rasanz der Szenen den Unterschied zwischen der verwendeten spanischen Variante und den vermeintlichen Messerschmitt-Jägern zu bemerken.
- Was aber kaum verständlich ist, ist die Wahl des RAF-Codes auf den Supermarine Spitfires, die allerdings immerhin zeitgenössisch korrekt passend dem Subtyp MK.I entsprechen!
Weder ist die Seriennummer der Spitfire irgendeiner realen Maschine zuzuordnen, noch der Code »LC«. Dieser Code gehört zum Platzschutzschwarm des Bomber (!)-Flugplatzes RAF Feltwell, dessen Maschinen ganz sicher nie über Dünkirchen erschienen sind …
- Die Luftkämpfe über Dünkirchen und dem Ärmelkanal waren keinesfalls Scharmützel einzelner Flugzeuge, wie in dem Film fälschlicherweise gezeigt. Niemals war nur eine einsame Heinkel He 111 im Anflug auf ein Schiff. Es waren Luftschlachten mit oft mehreren Hundert Maschinen gleichzeitig. 32 Squadrons der Royal Air Force wechselten sich im vierzigminütigen Turnus ab und kreisten von Südengland aus über den von abgekämpften, verzweifelten Soldaten vollgestopften Stränden. Die Luftschlachten über Dünkirchen wurden in einer Verbissenheit ohnegleichen ausgefochten. Zu keinem Zeitpunkt konnte die Royal Air Force die Luftüberlegenheit erringen. Doch sie kratzte zum ersten Mal am Nimbus der Unbesiegbarkeit der deutschen Luftwaffe. Das II. deutsche Fliegerkorps erlitt bereits am ersten Kampftag höhere Verluste als in zehn Tagen Frankreichfeldzug vorher zusammen! Die Royal Air Force wiederum verlor in diesen Tagen 177 Jagdflugzeuge bei dem Versuch, die Bodentruppen aus der Luft zu schützen. Die deutschen Verluste über den Stränden von Dünkirchen summieren sich auf 134 Maschinen.
- Das leitet über zu einer anderen Schieflage des Films – typisch Hollywood eben! Wenn man den Film ansieht, so bekommt man den Eindruck, dass wesentlich mehr Messerschmitts ins Meer stürzen als Spitfires. Schade, wenn der Drehbuchautor die Wahrheit nicht erträgt.
- Dann werden im Film lange Schlangen von britischen Soldaten auf einem Pier gezeigt, die auf die Einschiffung warten. Ein einziger Tiefangriff in Längsrichtung mit feuernden Kanonen und Maschinengewehren, und fast keiner der Männer auf dem Steg wäre am Leben geblieben! Nein, sämtliche Hafenanlagen Dünkirchens waren in Wahrheit völlig zerstört, deutsche Bomben hatten ganze Arbeit geleistet. Die größeren Schiffe mussten vor dem Strand ankern, während kleine Boote rastlos Tag und Nacht zwischen dem Strand und den Schiffen hin- und her pendelten. Die meisten Briten und Franzosen wurden in jenen vier Tagen gerettet, in denen eine Schlechtwetterfront deutsche Luftangriffe verhinderte. Und nachts.
- Und nicht zuletzt: eine Supermarine Spitfire ist kein Segelflugzeug! Die letzte Flugszene im Film zeigt eine Spitfire, die mit aufgebrauchtem Treibstoff selbst dann noch einen deutschen Heinkel-He-111-Bomber zerstört und danach über eine scheinbar endlose Zeitspanne den Strand entlang gleitet. Das ist lächerlich. Der Pilot hätte sofort mit dem Fallschirm aussteigen oder landen müssen, als der Motor den Dienst versagte. Und wenn er sich für eine Landung entschieden hätte, dann in Form einer Notlandung – ohne den Fahrgestell-Hebel zu berühren. Mit ausgefahrenem Fahrgestell auf dem immer nassen Sand eines gezeitenbeeinflussten Strandes zu landen – wie im Film dargestellt – wäre eine selbstmörderische Entscheidung gewesen. Das Flugzeug hätte sich bei der ersten Grundberührung überschlagen.
So bleibt – mit einem gewissen Schmunzeln und einem nicht allzu ernst gemeinten Rat meinerseits an Hollywood – nur eines festzustellen.
Soll Dein Film ein guter sein,
und frei von Pfusch und Schlampigkeit,
dann schau doch in mein Buch mal rein.
Das steigert die Glaubwürdigkeit …
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