Sturmjäger – die Curassiere der Luft

Luftschlacht über Deutschland: Der Angriff auf Hydrierwerke und Flugzeugfabriken

In den Morgenstunden des 7. Juli 1944 starten 756 B-17 „Flying Fortress“-Bom­ber und 373 B-24 „Liberator“ mit starkem Jagd-Begleitschutz (756 alliierte Jäger) zu einem Angriff auf die Hydrier­werke bei Leuna, Böhlen und Flugzeugwerke in Leip­zig, Halle und Bernburg. Die „Sturmgruppen“ der II./JG 300 und IV./JG 3 (meistens Focke-Wulf 190 A-8/R2) sowie zwei Dec­kungs-Gruppen des JG 300 (Me 109 G-6) werfen sich – neben der II./JG 5 sowie I. und II./ZG 26 – dem 1.885 Ma­schinen starken US-Verband entge­gen. 199 Verteidiger gegen 1.885 Eindringlinge. Die USAAF verliert außer 11 B-17 auch 29 B-24 „Libe­rator“-Bom­ber, die mei­sten durch den ver­heeren­den Angriff der 44 Sturm­jäger der IV./JG 3 nahe Bern­burg. Alleine die 492nd Bomb Group büßt in nur dreizehn Minuten zwölf ihrer B-24 „Libe­ra­tor“ ein. Der Angriff wird von Hauptmann Wilhelm Moritz geführt. Die IV.(Sturm)/JG 3 mit der 2./JG 51 hat nach dem Luftkampf fünf Jagd­flug­zeuge weniger, vier deut­sche Pilo­ten beider Einheiten verlie­ren dabei ihr Le­ben.

Die Sturmjäger – Deutsche Eliteeinheit

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Unteroffizier Willi Maximowitz ist einer der bekanntesten „Sturmjäger“ der IV.(Sturm) im Jagdgeschwader 3. Die Kennung seiner Focke-Wulf ist eine schwarze 8+

7. Juli 1944

Die „Sturmjäger“ oder auch „Rammjäger“ des JG 3 sind eine deutsche Eliteeinheit und bei den ame­rikanischen Bomberbesat­zun­gen ge­fürchtet. Ihre Einsätze in geschlossener Formation erfordern geradezu eiserne Nerven. Sie nehmen sich vor, bei jedem Ein­satz mindestens einen gegne­rischen Bom­ber zum Absturz zu bringen, und sei es durch Rammen. An Selbstmord ist dabei allerdings nicht gedacht. Um die Chance zu haben, ein solches Manöver zu überleben, fliegen die Piloten besonders gepan­zerte Focke-Wulf. In den mei­sten Fällen kommt es je­doch nicht dazu, da die 20-mm-Garben der inne­ren und 30-mm-Geschosse der äußeren Tragflächenwaffen vorher Wir­kung zeig­en.

Strategischer Sturm von hinten: Die Taktik der Sturmjäger

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Unteroffizier Willi Maximowitz in seiner Focke-Wulf 190 A-8/R2 „Sturmbock“. Maximowitz verzichtet auf die seitlichen Panzerglasplatten an der Kabinenhaube zu Gunsten einer höheren Geschwindigkeit.

Im Gegensatz zum damals klassischen An­griff von vorne gegen die Bomber, welcher dem an­grei­fenden Jäger zwar nur eine kurze (oft genug ausreichende) Zeit zum Zielen und Feuern bietet, ihn aber auch nur kurze Zeit dem massierten Abwehrfeuer der Bom­ber aussetzt, fliegen die Sturmjäger meist von hinten an. Sie haben nun nur noch die Geschwindigkeitsdifferenz als Vorteil, während sich beim An­griff von vorne die Geschwindigkeit beider Gegner addiert. Da die Jäger in geschlossener Formation Seite an Seite fliegen, können sich die Bomber nicht mehr gegenseitig decken und ihr Feuer gemeinsam auf einen Angreifer bündeln – jeder hat mit sich selber und seinem eigenen individuellen Gegner zu tun. Die Jäger fliegen dennoch in einen regelrechten Geschosshagel und feuern auf kürzeste Di­stanz – wenn sie es schaffen, bis an den Bomber heranzukommen. Die anschließende Wir­kung vor allem der äuße­ren 30-mm-Kanonen (Mk 108) auf die „Fliegenden Festungen“ ist fürchterlich.

Die Sturmjäger sind im Vergleich zu der normalen Jagflugzeugausführung der Focke-Wulf 190 A-8 drastisch umgerüstet. Die Sturmjäger-Version A-8/R2 hat im Vergleich zur reinen Jägervariante A-8 eine verstärkte Panzerung mit 200 kg Mehrgewicht, die sie speziell nach vorne sehr effektiv gegen das Abwehrfeuer der Bomber-Bordschützen schützt. Die Verluste unter den Sturmjägern durch die Maschinengewehrsalven ihrer viermotorigen „Opfer“ halten sich daher in „akzeptablen“ Grenzen. 

Die Bordschützen der Bomber, die eine regelrechte Phalanx von Jagdflugzeugen in stoischer, unerschütterlicher und höchst bedrohlicher Form von hinten gegen sie anrücken sehen, feuern nervös oft bereits aus 1.000 Meter Abstand. Spätestens bei einer Distanz von 600 Metern setzt dann der Feuervorhang der etwas nervenstärkeren amerikanischen Bomberbesatzungen in vollem massivem Ausmaß ein. Es muss ein beklemmendes Gefühl vor allem für die Heckschützen sein, wenn sie erkennen, dass ihre geballte Gegenwehr die deutschen Jagdflugzeuge noch nicht einmal zu den geringsten Ausweichmanövern nötigt. Diese halten unbeirrbar Kurs mit den beunruhigend auf sie gerichteten Kanonenmündungen, als gäbe es ihre Geschosse nicht. Der Tod kommt gnadenlos näher und näher.

Optimierte Bewaffnung

Das Gewicht der Variante A-8/R2 wird in Relation zur A-8 noch einmal deutlich erhöht durch die geänderte Bewaffnung. Die äußeren 20-mm-Kanonen (MG 151) an den Tragflächenmitten werden gegen die schweren 30-mm-Mk 108 ausgetauscht, während die inneren MG 151 an den Tragflächenwurzeln unverändert bleiben. Dafür entfallen meistens die auf der Motorhaube üblicherweise installierten 13-mm-MG 131. Deren Munitionsvorrat beträgt 475 Schuss pro Lauf, was für 32 Sekunden Dauerfeuer ausreicht. Dagegen ist die Kanonenmunition der 20-mm-MG 151 an den Tragflächenansätzen (250 Schuss pro Waffe) bereits nach 22 Sekunden aufgebraucht, die Magazine der zerstörerischen 30-mm-Mk 108 (55 Schuss pro Kanone) genügen gar nur für 5,5 Sekunden Dauerfeuer. Der Pilot einer Jägerversion Focke-Wulf 190 A-8 wird üblicherweise zuerst mit den Maschinengewehren feuern und erst dann, wenn deren Garben klar im Ziel liegen, die vier 20-mm-Kanonen einer A-8 mit dem kleineren Munitionsvorrat hinzuschalten. Diese Ziel-Option entfällt bei den Sturmjägern durch das Fehlen der MG 131. Das ist der Grund dafür, warum die Elitepiloten der Sturmgruppen durch den Feuerhagel hindurch bis auf maximal 400 Meter an ihre riesigen Gegner heranfliegen und erst dann das Feuer eröffnen, wenn sie sich der Treffer relativ sicher sein können – zunächst mit den beiden 20-mm-Kanonen. Wenn diese ihre Wirkung entfalten und den Bomber tatsächlich erfassen, werden auf höchstens 200 Meter Entfernung aus allernächster Nähe die zwei 30-mm-Waffen hinzugefügt. Mit kurzen Feuerstößen, um Munition zu sparen. Deren Explosivgeschosse reißen ganze Stücke aus dem Rumpf und den Tragflächen der getroffenen Bomber.

Mutige Annäherung und Feuereröffnung

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Schematische Darstellung einer Sturmgruppe im Zielanflug auf die Bomber.

Es gehört eine enorme Kaltblütigkeit dazu, in einem starren Verband V-förmig nebeneinander anfliegender Jagdflugzeuge – gefolgt von einer zweiten Welle – mit eiserner Ruhe „auf Biegen und Brechen“ im Schlachtverband Position zu halten, sich nicht im Geringsten von den entgegen flirrenden Leuchtspurketten von Dutzenden an Doppelläufen beirren zu lassen, durch den Feuerzauber hindurch zu fliegen, ohne auch nur mit den Tragflächen zu wackeln, sich dann einen Bomber so eindeutig als Ziel auszusuchen, dass der Kamerad nebenan erkennen kann, welcher Bomber für ihn „noch frei“ ist, und schließlich aus nächster Nähe aus allen Rohren mitten hinein zu halten. Nachdem es gegebenenfalls bereits mehrfach im eigenen fliegenden Untersatz „gescheppert“ hat!

Erst in der allerletzten Angriffsphase passt sich die deutsche Angriffsformation hinsichtlich der Position der jeweiligen Sturmjäger den gestaffelten Flugfiguren der Bomber-Combat-Boxen an – zwangsläufig, da nun hinter jedem einzelnen Bomber der Formation ein feuerspeiendes Jagdflugzeug sitzt.

Herausforderungen gegen feindliche Begleitjäger

Die Erfolge sprechen für sich. So lange, wie man sich alleine mit dem designierten Gegner, dem viermotorigen schweren „Terror“-Bomber, auseinander zu setzen hat. Doch wehe, man hat es mit feindlichen Begleitjägern zu tun. In 8.000 Metern Höhe ist bereits eine Jagdversion der Focke-Wulf 190 A-8 den amerikanischen Mustangs erheblich an Wendigkeit und Geschwindigkeit unterlegen (was sich in niedrigeren Höhen bis zur Gleichwertigkeit beider Typen reduziert). Ein schwerfälliger „Sturmjäger“ hat gegen alliierte Begleitjäger kaum eine Chance in diesen Höhen. Da schlagen sich die Messer­schmitt Bf 109 G-6 erheblich besser, obwohl auch sie erst auf deutliche konstruktive Verbesserungen warten müssen, um technisch (ab den Versionen G-10, vor allem K-4) wieder gleichziehen zu können.

Es gibt einen Eid, den alle Piloten der IV.(Sturm)/JG 3 vor ihrem Kommodore ablegen – wenn auch eher als Absichtserklärung. „Wir schwören, in der Verteidigung des Reiches nach den Prinzipien und Angriffsregeln der Sturmgruppe zu kämpfen. Wir wissen, dass wir, als Flugzeugführer der Sturm­gruppe, in besonderer Weise dazu aufgerufen sind, die Bevölkerung unseres Heimatlandes bis zum Äußersten unserer Kraft zu schützen und zu verteidi­gen. Wir verpflichten uns, in jedem Einsatz bei Kontakt mit viermotorigen Bombern den Angriff bis auf kürzeste Distanz auszuführen und – falls der Abschuss durch Bordwaffeneinwirkung nicht gelingen sollte – den Feind durch Rammen zu zerstören.“ 

sturmjaeger blog

Leistungstabellen der Jagdflugzeuge/Jagdbomber

tabelle focke wulf fw 190 a 8 r2
blog tabelle 1
tabelle – messerschmitt bf 109 g 6
blog tabelle 6 - Lockheed-P-38-J
tabelle – republic p 47 d
blog tabelle 11 - North-American-P-51-D

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